1916-12-22-DE-001
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Quelle: /PA-AA/R 20112
Zentraljournal: 1916-A-35118
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 12/22/1916 08:00 PM
Telegramm-Ankunft: 12/23/1916 12:10 AM
Praesentatsdatum: 12/23/1916 a.m.
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Geschäftsführer Sofia (Richthofen) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 22. Dezember 1916.

Im Anschluß an Telegramm Nr. 563.

Der Militärbevollmächtigte meldet nach Pleß:

Der türkische Gesandte Fethy Bey hat durch Mohammedaner der Dobrudscha die Nachricht, daß die Bulgaren sich auch nördlich der ihnen zu gewiesenen Grenzhäuser einrichten. Die durch Radoslawow entsandten Zivilbeamten beunruhigen die Bevölkerung durch Drohungen und erklären, daß nur bulgarischen Befehlen zu folgen sei. Aus anderen Nachrichten gehe hervor, daß die Bulgaren die dortigen Einwohner zum Heeresdienst einziehen. Fethy Bey hat Enver Paschas Aufmerksamkeit hierauf gelenkt, weil die Türkei eine Ausdehnung des bulgarischen Machtbereichs bis zur Linie Konstantza-Cernavoda nicht dulden könne. Die Verbindung über Bukarest nach Konstantza müsse während des Krieges in deutscher Hand bleiben. Säßen die Bulgaren einmal in Konstantza, dann sei zu befürchten, daß sie dieses Gebiet in den Friedensverhandlungen beanspruchen, um auch diese Verbindung Europas mit dem Orient in die Hand zu bekommen. Der Gesandte andeutete, daß bulgarische Ansprüche auf Konstantza erhöhte türkische Forderungen im bulgarischen Thrazien zur unmittelbaren Folge haben würden.

Entsprechend Telegramm Oberster Kriegsleitung Nr. 161 [nicht vollständig lesbar] P bin ich bei bulgarischer Oberster Heeresleitung nochmals wegen der in die Dobrudscha entsandten Zivilbeamten vorstellig geworden. Man behauptet von einem Telegramm Gantscheffs nichts zu wissen und schiebt die Verantwortung auf den Ministerpräsidenten ab. Daß dieser, ohne General Jekow zu hören, eigenmächtig die Beamten entsandt hat, wird stimmen. Bedauerlich bleibt es, daß General Jekow sich dieses gefallen läßt. Deshalb scheint nunmehr mit Hinblick auf die politische Seite der Angelegenheit ein Protest unseres Auswärtigen Amtes beim Ministerpräsidenten geboten zu sein.


[Richthofen]



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