1915-03-20-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20180
Zentraljournal: 1915-A.S.-1193
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 03/20/1915 04:30 PM
Praesentatsdatum: 03/20/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 30
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts (Jagow) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Telegraphischer Bericht



No. 30.

Berlin, den 20. März 1915.

Der Präsident der türkischen Kammer Halil Bey ist hier eingetroffen, um im Auftrag des Sultans und der Pforte die kritische Lage der Türkei zu schildern und die zwingende Notwendigkeit alsbaldiger Öffnung des serbischen Weges darzulegen. Er sagte mir, Enver habe ihn gesagt, „wenn Deutschland will, daß wir weiterkämpfen, muß es uns die Verbindung durch Serbien herstellen, dann können [wir] unbegrenzte Zeit durchhalten.“ Munition reiche vielleicht noch für einen Monat, bei Fortsetzung der jetzigen heftigen Angriffe würde sie aber schneller verbraucht werden. Halil hegt lebhaften Wunsch sein Anliegen dem Chef des Generalstabs des Feldheeres persönlich vortragen und bei dieser Gelegenheit Sr. Maj. dem Kaiser die Grüße seines Souveräns ausrichten zu dürfen. Ich möchte diesen Wunsch befürworten, da Halil, der während der letzten Jahre der Pforte geraume Zeit als Minister angehört hat, großen Einfluß in Konstantinopel besitzt, ehrliche Freundschaft für Deutschland empfindet und neben Talaat und Enver am nachdrücklichsten für ein Zusammengehen mit uns bis zum Äußersten eintritt.

[Wieder gestrichene Passage:] Gegebenenfalls würde ich bitten, auch Djavids Besuch im Hauptquartier mit in den Kauf zu nehmen, damit nicht der sehr eitle und empfindliche Finanzmann sich zurückgesetzt fühlt und die günstige Wirkung seines hiesigen Aufenthalts abgeschwächt wird. Da er, wie wir wissen, auch jetzt noch mit seinen französischen Freunden in Fühlung steht, haben wir ein Interesse, seine hier gewonnenen Eindrücke durch einen Besuch an der Front zu vertiefen. Auch entbehrte es nicht der Pikanterie, wenn der bisherige eingeschworene Franzosenfreund gerade auf erobertem französischen Boden Sr. Majestät vorgestellt würde.


J[agow]



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