1915-12-15-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20034
Zentraljournal: 1915-A-36255
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 12/15/1915
Telegramm-Ankunft: 12/15/1915 08:25 PM
Praesentatsdatum: 12/16/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 785
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Sofia (Michahelles) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 15. Dezember 1915

Mein österreichischer Kollege teilte mir folgendes Telegramm des österreichischen Generalkonsuls in Salonik von gestern mit:

„Auf Anfrage im Namen meines Vierbund-Kollegen teilte der Korpskommandant mit, daß auf Grund getroffener Vereinbarung der Abzug griechischer Truppen aus der fixierten Zone bereits begonnen. Tatsächlich ist das 5. Korps im Abzug nach Nigoita-Seres, die 10. Division wird nach Caraferia, die 11. Division in westlicher Richtung zurückgezogen. Als vorläufige Garnison verbleibt angeblich das 13. Regiment, welches jedoch Saloniki verläßt, sobald das erste Geschoß auf die Stadt fällt. Gendarmerie und Polizei übernehmen Sicherungsdienst, Zivilbehörden bleiben vorläufig.

Von griechischer Seite befürchtete man nach Abzug der Truppen Gewalttätigkeiten der Alliierten und Plünderungen durch serbische Flüchtlinge. Angesichts dieser kritischen Lage habe ich und mein deutscher, bulgarischer und türkischer Kollege die Kolonie auf Gefahr aufmerksam gemacht und Abreise anheimgestellt.

Da die Jonctionslinie bereits abgeschnitten ist bleibt nur der Weg Richtung Florina. Panik ausgebrochen. Zwecks Herstellung einer Bahn und Telegraphenverbindung mit Monastir entsende ich heute Vizekonsul Türmrhausen mit bulgarischem Konsulatsdelegierten dorthin. Unsere Kolonie und Konsul streben die Erreichung mit Monastir an da längst der Bahnlinie nur serbische Marodeure vorhanden. Ersuche dringendst Erwirkung der Weisung an das bulgarische Kommando damit die Bahnverbindung hergestellt und Grenze geöffnet werde.

Ich und Personal sowie Kollegen abgehen Monastir sobald die Situation unhaltbar.

Vorstehendes gemeinsames Telegramm ersuche ich den bezüglichen Regierungen mitzuteilen.“

Ministerpräsident hat meinem österreichischen Kollegen bereits die Öffnung der Grenze in Richtung auf Monastir zugesagt.


[Michahelles]



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