1914-09-08-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 1914
Zentraljournal: 1914-A.S.-2001
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Die österreichisch-ungarische Botschaft Berlin an das Auswärtige Amt

Schreiben


Berlin, am 8. September 1914
Notiz

Verständigung Italiens über türkischen Vertrag.

Nach dem Geiste des arrangement spécial concernant le Sandjak de Novipazar, das Oesterreich-Ungarn mit Italien abgeschlossen hat, hätte die Verständigung der italienischen Regierung noch vor Abschluss eines Abkommens über Balkanangelegenheiten zu erfolgen bezw. eine blosse diesfällige Proposition dem Cabinette von Rom bekanntgegeben zu werden.

Da die k.u.k. Regierung über Wunsch der kaiserl. deutschen Regierung nach erhaltener Verständigung über den Abschluss des deutsch-türkischen Geheimvertrags in Constantinopel - wenn auch nicht in Vertragsform - ihren Beitritt zum Vertrag zum Ausdruck gebracht hat, ohne sich mit Italien vorher ins Einvernehmen zu setzen (letzteres aus dem auch vom Berliner Cabinette als ausschlaggebend angesehenen Grunde) erscheint dem Wiener Cabinet die grösste Vorsicht bei seinem weiteren Vorgehen geboten.

Um Unannehmlichkeiten mit dem Cabinet von Rom aus dem Wege zu gehen, würde es sich nach dem Erachten der k.u.k. Regierung empfehlen, wenn die deutsche Regierung, welche keine analoge Verpflichtung wie die österreichisch-ungarische der italienischen Regierung gegenüber eingegangen hat, im gegebenen Zeitpunkte - am besten gleichzeitig mit der Eröffnung der türkischen Feindseligkeiten - von dem erfolgten Vertragsabschluss sowohl das römische wie auch das Wiener Cabinet offiziell unter gleichem Datum verständigen würde mit der Aufforderung, dem Vertrage formell beizutreten, worauf die k.u.k. Regierung ihre Entschliessung, der Aufforderung zu willfahren, der italienischen Regierung bekanntgeben würde.

Selbstverständlich müsste in diesem Falle die Tatsache, dass das Wiener Cabinet bereits eine Erklärung in Constantinopel abgegeben habe, verschwiegen bleiben.

Der Beitritt könnte dann eventuell in einer feierlicheren Form als der blosse Notenwechsel zwischen Grossvezier und Botschafter erfolgen.



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