1915-03-03-DE-014
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Quelle: DE/PA-AA/R 19965
Zentraljournal: 1915-A-9662
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 03/15/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. M.J.Nr. 18000
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Generalstabschef (Falkenhayn) an das Auswärtige Amt:

Schreiben



M.J.Nr. 18000.

Gr. H.Q., den 3. März 1915

Beifolgend beehre ich mich 1 Exemplar einer kurzen Zusammenstellung über „Die bisherigen Ereignisse an den Dardanellen“ sehr ergebenst zu übersenden.

I.A. von Fabeck
Oberstleutnant
Anlage

1 Anlage 44a 1 Karte zu A 966215


Chef des Generalstabes des Feldheeres. Nachrichten-Abteilung.

Gr. H. Qu. den 10.3.1915.
Die bisherigen Ereignisse an den Dardanellen.

Bereits Anfang November beschoß ein Geschwader von 4 englischen und 2 französischen größeren Schiffen die Außenforts der Dardanellen erfolglos aus großer Entfernung etwa 20 Minuten lang. Nur ein altes Pulvermagazin wurde hierbei zerstört.

Während der nächsten Wochen erfolgten lediglich Erkundungen der Minensperren durch U-Boote. Hierbei gelang es am 13.12. einem französischen U-Boot, unter der Minensperre hindurchzufahren und das hinter dem Minenfeld liegende alte türkische Schlachtschiff Messudieh zu torpedieren. Ein anderes französisches U-Boot geriet jedoch am 15.1. auf eine Sandbank, wobei die Besatzung zum Teil gefangen genommen wurde.

Die Befestigungen der Dardanellen wurden inzwischen seitens der Türken weiter verstärkt und nach Fertigstellung Ende Dezember durch Feldmarschall Frhr. v. der Goltz noch einmal eingehend besichtigt.

Der neue Angriff eines kombinierten englisch-französischen Geschwaders begann am 19. Februar. Er richtete sich zunächst gegen die sogenannten Vorstellungen der Dardanellen, bestehend aus den alten Außenwerken Ertogrul und Sedil Bahr auf europäischer sowie Orhanieh und Kum Kale auf asiatischer Seite.

Die Ententeflotte gab am 19.2. etwa 500 Schuß ab und setzte zeitweise 3 türkische Geschütze außer Gefecht. Die Türken antworteten erst, nachdem sich die feindliche Flotte auf etwa 6000 Meter genähert hatte, und erzielten mit 17 Schuß einige gute Treffer.

Zugleich mit dem Angriff auf die südwestlichen Außenwerke der Dardanellen begann die Dreiverbandflotte mit der Einrichtung von Depots auf den griechischen Inseln Limnos und Mytilene. Auch die türkische Insel Tenedos wurde besetzt.

Am 25.2. wurde die Beschießung der Außenforts erneut aufgenommen, und es gelang der feindlichen Flotte am 26.2., die militärisch wertlosen Außenforts niederzukämpfen. Hierauf gingen feindliche Linienschiffe und Minensucher gegen die Hauptverteidigungslinie bei Kale-Sultanie vor.

Da bei der Vorstellung keine Minen lagen, erschienen am 1.3. Mittags fünf große feindliche Schiffe östlich Kum Kales in den Dardanellen und beschossen längere Zeit wirkungslos die zwischen Vor- und Hauptstellungen befindlichen türkischen Küstenbatterien, die ihrerseits mehrere Treffer erzielten.

Am 2.3. beschoß die feindliche Flotte wiederum die Dardanellenbefestigungen drei Stunden lang, wurde jedoch durch das Feuer der türkischen Batterien zum Rückzug gezwungen. Gleichzeitig beschossen 4 französische Kreuzer mit einigen Torpedobooten die türkischen Stellungen am Golf von Xeros, besonders die befestigte Stellung von Bulair. In die Meerenge sollen am 2.3. im ganzen 52 Fahrzeuge eingedrungen sein.

Auch am 3.3. fand ein Geschützkampf zwischen 4 feindlichen, von 10 Torpedobooten umgebenen Panzerschiffen und einigen türkischen Batterien am Dardanelleneingang statt.

Östlich der Bosporus-Mündung vor Riva erschien ferner 1 russischer Kreuzer mit 4 Torpedobooten, um anscheinend neue Minen zu legen.

Trotz des bedeutenden Munitionsaufwandes hatte das Feuer der Dreiverbandsflotte nur geringen Erfolg. Dagegen wird von Zeitungen berichtet, daß der Kreuzer Saphir wegen schwerer Beschädigungen nach Saloniki zurückgezogen werden mußte. Auch 2 andere Kriegsschiffe wurden schwer beschädigt.

Am 4.3. sollen an der Beschießung der inneren Dardanellenforts 10 Panzerschiffe teilgenommen haben. Sie erzielten jedoch keine nennenswerte Erfolge, denn das Feuer der Flachbahngeschütze der Schiffe war gegen die Steilfeuerbatterien der Küstenverteidigung nahezu wirkungslos.

Bulair und Kawak (nordöstlich davon) wurden vom Golf von Xeros aus erneut beschossen.

Nach Beschießung der Küste gegenüber Tenedos versuchte der Gegner bei Geikli (östlich Tenedos) Erkundungsabteilungen zu landen; diese wurden jedoch durch das heftige Feuer der türkischen Batterien zurückgewiesen.

Am 5.3. morgens herrschte Ruhe.

Nachmittags beschoß ein Schiff von der Xeros-Bucht aus indirekt auf 15 km Entfernung mit großem Munitionsaufwand hauptsächlich Kilid Bahr.

Am 6.3. beschossen 4 Linienschiffe Dardanos ohne Erfolg. Nachmittags setzten die Linienschiffe Queen Elizabeth, Canopus und Agamemnon von der Xeros-Bucht aus gegen Kilid Bahr und Chanak das Feuer fort, ohne diese zu beschädigen.

2 schwache Landungsversuche auf beiden Dardanellenufern wurden am Abend durch türkische Bajonettangriffe zurückgeworfen. An demselben Tag bombardierten feindliche Schiffe Aivalük und Dikeli gegenüber Mytilene und Nachmittags das Fort an der Hafeneinfahrt von Smyrna. Der Schaden war unbedeutend. Einer türkischen Haubitzbatterie gelang es hier, ein feindliches Minensuchboot zu versenken.

Am 7.3. begann Mittags eine heftige Beschießung der Hauptstellung in den Dardanellen durch 4 französische und 2 englische Linienschiffe. Die türkischen Haubitzen erzielten mehrere Treffer.


* * *

Die Flotte des Dreiverbandes hat daher bisher nur gegenüber der veralteten Vorstellung der Dardanellen einen Erfolg erzielt. Die Schwierigkeiten beginnen jedoch erst an der Hauptstellung, die an der engsten Stelle bei Chanak und Kilid Bar liegt. Außerdem befindet sich noch eine sogenannte Nachstellung bei Teke.

Diese Verteidigungswerke sind völlig modernisiert und mit neuen Geschützen schweren Kalibers versehen. Mehrfache Minenreihen sperren die Durchfahrt.

Ein Durchbruch hat daher nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn es gelingt, durch Landungstruppen die Befestigungen unschädlich zu machen. Die dahin zielenden schwächlichen Versuche wurden leicht abgewiesen. Auch bei einer Landung stärkerer Kräfte ist der Erfolg sehr zweifelhaft, da am Marmara-Meer die besten Korps der Türkei zur Abwehr bereit stehen.



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