Bei Verwertung Inhalts vorstehenden Telegramms sagte mir Radoslawow, er habe Prisrend und Pristina in Vordergrund gestellt, weil König und Militär besonderen Wert auf diese, Üsküb benachbarten Gebiete legte, wo Bulgarien zahlreiche Kampfopfer gebracht habe. Bezüglich der nur gestreiften nördlichen Abgrenzungswünsche habe Baron Burian grundsätzlich dem Gedanken einer Grenzberichtigung zugestimmt, eine Karte mit den eingereichten bulgarischen Wünschen sei Baron Burian überreicht worden.
Radoslawow erzählte mir heute im Anschluß hieran, Österreich-Ungarn habe jetzt für die Gebiete von Kazanik, Prisrend und Pristina Präfekten ernannt und auch Truppen - angeblich Kavallerie - dorthin entsandt. Mazedonischer Generalgouverneur Ratschopetrow habe darauf, wohl im Auftrage bulgarischer Heeresleitung, an österreichisch-ungarische Truppen energische Aufforderung gerichtet, fragliche Gebiete zu verlassen. Oberst Laxa, der gestern mit Ministerpräsidenten Unterredung hatte, sei sofort nach Küstendil gefahren, um peinliche Angelegenheit zu ordnen.
Radoslawow klagte über Nebenregierung des Militärs in allen verbündeten Ländern, die Einvernehmen der führenden Staatsmänner störe. Er schiebt Österreichs Vorgehen General Conrad in die Schuhe, nachdem er selbst angeblich mit Baron Burian über vorläufige Beibehaltung gegenwärtigen Zustands einig geworden sei. Auch schien …[Gruppe ververständl.]… rigorose Gegenaktion bulgarischen Militärs zu mißbilligen. Er will noch heute Toscheff anweisen in Wien auf Zurückhaltung hinzuwirken. Auf Vorhalten sah er ein, daß Streitigkeiten unter den Bundesgenossen schon mit Rücksicht auf das Ausland unter allen Umständen zu vermeiden.