1915-07-29-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20189
Zentraljournal: 1915-A.S.-3944
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 07/29/1915 06:50 PM
Telegramm-Ankunft: 07/29/1915 07:50 PM
Praesentatsdatum: 07/30/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1687
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Hohenlohe-Langenburg) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Constantinopel, den 29. Juli 1915

Von Enver Pascha, Dardanellen 28. Juli für General von Falkenhayn:

„Nach Mitteilungen der bulgarischen Delegierten ist mir vertraulich mitgeteilt worden, daß die bulgarische Regierung bereit ist, mit uns in die kriegerische Aktion einzutreten. Dem Deutschen Großen Hauptquartier bleibt überlassen, den Zeitpunkt des Eingreifens zu bestimmen und ist bereits ein bulgarischer Offizier ins Deutsche Hauptquartier gesandt. Es liegt im Interesse Deutschlands und der Türkei, daß Bulgarien sobald als möglich gegen Serbien in Aktion tritt. Bulgarien ist überzeugt, den Kampf gegen Serbien und Griechenland gleichzeitig aufnehmen zu können. Wenn sich das Eingreifen Bulgariens verwirklicht, können vor Rußland gesparte Kräfte mit Erfolg zum Druck auf Rumänien verwandt werden. Es steht zu erwarten, daß Rumänien sich diesem Druck fügen und sich uns anschließen wird. Mein Vorschlag über die Besetzung von Bessarabien würde demnach gewisse Abänderungen erfahren. Ich möchte bei dieser Gelegenheit zum Ausdruck bringen, daß die Bulgaren in die Person Euerer Exzellenz meinem Gefühl nach das allergrößte Vertrauen setzen und sich bedingungslos den Wünschen Euerer Exzellenz fügen werden. Nach den letzten Erfolgen in Russland besteht in Bulgarien bereits die Befürchtung, daß Deutschland seine Mitwirkung auf unserer Seite ablehnen könne. Da die augenblickliche Bereitwilligkeit Bulgariens ausgenutzt werden muß, bitte ich Euere Exzellenz, die Verhandlungen nach Möglichkeit zu beschleunigen.


Enver.“

Vorstehende Meldung wird bestätigt durch Bericht des türkischen Gesandten in Sofia an die Pforte, daß Bulgarien entschlossen, gegen Serbien loszuschlagen. Gründe dafür sind Blockierung von Dedeagatsch durch Engländer und Franzosen, der Schwarzen Meer-Küste durch die Russen. Dieser Zustand ist für Bulgarien unerträglich, es braucht notwendig Öffnung des Donauweges, die nur durch Vorgehen gegen Serbien mit Waffengewalt zu erlangen.

Um ein Eintreten Bulgariens auf Seiten der Zentralmächte zu beschleunigen, ist in erster Linie türkisch-bulgarische Einigung erforderlich. Ich bemühe mich daher, die schwebenden Verhandlungen hier zu möglichst baldigem Abschluß zu bringen, wozu bulgarische Unterhändler auf Basis Maritza-Linie bereit. Türkischerseits scheint man dagegen, wie ich auch aus Envers vorstehendem Telegramm entnehme, neuerdings geneigt, Verhandlungsbasis zu verschieben, um sich wenn möglich jeder Konzession zu entziehen. Es wäre angezeigt, daß auch General von Falkenhayn in Antworttelegramm an Enver auf Notwendigkeit türkisch-bulgarischer Verständigung erneut hinweist.


[Hohenlohe]



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