1915-03-26-DE-012
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Quelle: DE/PA-AA/R 20181
Zentraljournal: 1915-A-10878
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 03/26/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. Pol 980
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Stellvertretende Generalstab der Armee (Nadolny) an das Auswärtige Amt

Schreiben



No.Pol. 980.

Berlin, den 26. März 1915.

Geheim.

1 Anlage

Abschrift dem Auswärtigen Amt ergebenst übersandt.


Nadolny
Anlage

Abschrift.

Kaiserlich Deutsche Gesandtschaft
Militärattaché
Betr. Transport von Kriegsmatterial für Russland durch Serbien.

Sofia, den 10. März 1915.

Militärbericht No. 80.

Die Transporte von Kriegsmaterial durch Serbien nach Russland nehmen ihren Fortgang. Nach verschiedenen übereinstimmenden Nachrichten und Zeitungsnotizen haben am 8. März die russischen Dampfer „Serbia“, „Sankt Georgi“ und „Rozania“ mit 4 Schleppern von Prahovo kommend und mit Munition aus Frankreich für Russland beladen, Galatz in Richtung Reni passiert.

Am 7. März ist ein Zug mit 8 langen Geschützen und Munition, am 9. März eine Ladung mit 30000 Paar Stiefeln von Salonik nach Norden abgegangen.

Alle Bemühungen, diese Transporte zu verhindern, waren bisher vergeblich. Sowohl ich wie der K.u.K. Militär-Attaché, Oberst Laxa, haben nichts unversucht gelassen, um das makedonische Komitee zur Wiederholung eines Attentats auf die Bahnlinie Salonik-Nisch zu bewegen. General Sovoff hat diese Bemühungen lebhaft unterstützt. Auch der Kaiserlich Deutsche Gesandte ist bei dem Ministerpräsidenten in demselben Sinne vorstellig geworden. Dr. Radoslavow erklärt, dass eine Unterbrechung der Bahn auch im bulgarischen Interesse erwünscht sei und er das makedonische Komitee davon verständigt habe.

Tatsächlich sind auch schon seit einiger Zeit Banden unterwegs, um Anschläge gegen verschiedene Brücken zu unternehmen. Die von den Führern dieser Banden bei dem hiesigen makedonischen Komitee einlaufenden Nachrichten lauten aber dahin, dass sämtliche Kunstbauten zu stark besetzt seien, um einen Angriff wagen zu können. An den Hauptbrücken sollen bis zu 1000 Mann mit Geschützen und Maschinengewehren stehen, auch soll daselbst Material zu Wiederherstellungsarbeiten bereit gelegt sein. Diese Nachricht ist durchaus glaubwürdig. Russland und Serbien werden alles tun, um diese Zufuhrstrasse, deren Bedeutung immer mehr hervortritt, vor Zerstörungen zu schützen. Die Serbische Armee ist zudem durch nichts verhindert, stärkere Kräfte zu deren Bewachung abzuzweigen. Die Nachricht, dass in den letzten Tagen auch die serbischen Grenzschützer in Makedonien verstärkt worden sind, dürfte den Rest der Unternehmungslust der Banden, die sowieso am liebsten für ihr Vaterland leben bleiben möchten, zerstört haben.

Ich bin daher der Ansicht, dass nur durch eine Niederwerfung Serbiens der Zufuhr von Kriegsmaterial nach Russland über Salonik ein Ende bereitet werden kann.


[Freiherr von der Goltz
Major u. Militär-Attaché.]



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