Armenischer Bevöllmächtigter der deutschen Orientbank erhielt heute einen Drohbrief des Inhalts, dass der Ast, an dem er sich hält, faul sei und ihm in den nächsten Stunden etwas zustossen werde. Direktor intervenierte beim Vali, welcher die Angelegenheit von der leichten Seite auffasste, es jedoch ablehnte einzuschreiten und Massregeln zum Schutz in Frage stehender Person zu ergreifen.
Erfahre bei diesem Anlass, dass gegen die Armenier die den Schutz einer fremden Macht geniessen, türkischerseits Gewaltakte geplant sind.
In Nachhang zu meinem heutigen Telegramm Nr. 22 berichtete ich E.E., dass der Polizeichef durch eine Mittelsperson Herrn Vaterssian auffordern liess, seinen Entschluss, d.h. ob er übertrete oder nicht, bekannt zu geben.
Lokalbehörden haben entweder mir mitgeteilte Ordre nicht erhalten, oder können gegen das Komité nicht aufkommen.
Ich habe daraufhin Muchtar bej im Auswärtigen Ministerium die Angelegenheit vorgetragen; er versprach das Ministerium des Innern zu benachrichtigen. Übrigens mißbilligte er durchaus die auf die gewaltsame Konversion von Armeniern gerichteten Machinationen.
[Verfügung]
[Deutsche Botschaft an Vizekonsulat Adrianopel 8.3. (Nr. 3)]
Antwort auf die beiden Telegramm vom 7. März 1916.
Nach Angabe der Sûreté Générale hat diese Behörde am 5. März an das Vilajet telegraphiert und zwei Tage später die Antwort erhalten, daß keine Armenier deportiert würden. Inhalt Ihrer Telegramme soweit sie Varteressian betreffen ist gestern dem Ministerium des Äußern mitgeteilt worden, welches versprach das Ministerium des Innern entsprechend zu benachrichtigen. Ich befürchte, daß dieser Schritt nicht hinreicht um den Genannten vor einem Gewaltakt zu schützen.
[Notiz Mordtmann 10.3.]
[Gesandtschaft Sofia an Botschaft Konstantinopel 8.3.(N. 674) [B. Nr. 2833)]
Ich habe von dem Inhalt des Telegramms der hiesigen türkischen Gesandtschaft Kenntnis gegeben und ihr anheimgestellt, Erkundigungen über den Fall einzuziehen, doch bezweifle ich sehr, dass sie irgend etwas veranlassen wird.
Anl. zu 2833/16
Telegramm aus Adrianopel vom 22. Februar 1916 (a.St.)
Mein Bruder Wartkes Wartkessian lang jähriger treuer Beamter und Bevollmächtigter der deutschen Orientbank Adrianopel ist dort in Lebensgefahr er wird von den Lokalbehörden nur unter der Bedingung freigegeben dass er zum Islam übertritt was er entschieden ablehnt. Im Namen des Christentums und der Menschlichkeit sowie zu Ehren des mächtigen Deutschtums flehe ich Euere Exzellenz an bei den zuständigen Behörden zu intervenieren damit Ehre und Leben meines Bruders gerettet wird.
[Notiz Mordtmann 12.3.]
1. als Name des betr. Armeniers ist Varteressian statt Varkes Vartkessian angegeben worden, und zwar auf Grund des ersten Eingangs;
2. hatte ich den Mann als Leiter der Filiale bezeichnet, während er nur Prokurist ist; allerdings ist der Leiter (Eliades, Grieche) nicht berechtigt allein zu zeichnen.
Herr Posth, den ich eben telegraphisch angerufen, sagt mir
1. daß er Briefe der Filiale Adrianopel vom 9. d.Mts. mit der Unterschrift des V. empfangen habe;
2. daß er sich direkt mit Hrn. v. Nadamlenski in Verbindung gesetzt habe und glaube daß vorläufig die Gefahr für V. beschworen sei, weshalb er auch von seiner beabsichtigten Reise nach Adrianopel abgesehen habe. Aus demselben Grunde bäte er von weiteren Schritten der Botschaft zunächst abzusehen. Übrigens werde in einigen 8 Tagen ein Inspektor von hier nach Adrianopel gehen, der sich auch mit dieser Sache beschäftigen solle.
3. der betr. Armenierr ist bei der Bank unter dem Namen Varteressian und nicht Vartkessian bekannt.
M.u.E. erübrigen sich unter diesen Umständen weitere Schritte unsererseits