Empfangenem Auftrage entsprechend beehrt sich die k.und k. Botschaft nachstehendes Telegramm des k.und k. Botschafters in Konstantinopel vom 16. dieses Monates zur Kenntnis der kaiserlich deutschen Regierung zu bringen:
„Ich fand heute Großvezier sehr deprimiert.
Er sagte wirtschaftliche Lage sei eine derartig schlechte, dass das Aeusserste zu befürchten steht, wenn die Dinge nicht in absehbarer Zeit eine bessere Wendung nehmen sollten.
Es wäre unter diesen Umständen nach Ansicht Großveziers ein Fehler, wenn man Türkei in diesem Augenblick zu einer militärischen Aktion zwingen wollte. Die Soldaten (Enver Pascha) seien wohl aktionslustig, sie bedenken aber nicht genügend, dass es Türkei an Allem fehlt.
Ohne schwere wirtschaftliche Krisen des Landes leugnen zu wollen, habe ich den Eindruck, dass seitens der Ententemächte starker Druck im Sinne der Neutralität auf die Türkei ausgeübt wird und dass diese, ebenso wie die übrigen Balkanstaaten die Entscheidung auf dem französischen Kriegsschauplatz abwarten will.
Immerhin hielte ich es für fehlerhaft, Türkei unserseits zu stark in die Enge zu treiben, da man hier immer mit Eventualität Umsturzes rechnen muss und an und für sich die Türkei als mohamedanische Macht auf unserer Seite zu haben, nicht zu unterschätzen ist.“
Berlin, am 18. August 1914.