Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß angesichts der Verlegenheit, in der sich Triple-Entente durch schroffe Haltung Österreichs in Skutari-Frage befindet, vermutlich Vorgehen Rußlands in Armenien begünstigt werden könnte. Dadurch würde Aufmerksamkeit abgelenkt und moralische Niederlage der Triple-Entente oder aber Krieg gegen Dreibund, dem man hier und in Paris unter allen Umständen ausweichen möchte, vermieden werden. Tritt armenische Frage in Vordergrund, so verblasst naturgemäß Skutari-Frage und Besetzung Armeniens wird für Rußland bequemer sein als Besetzung Galiziens.
Sir E. Grey hat mir wiederholt von Möglichkeit anarchischer Zustände in Kleinasien gesprochen und von etwaiger Notwendigkeit einzugreifen und dabei auf Mesopotamien als unser Interessengebiet hingewiesen. Ich glaube, daß beschleunigte Lösung der Skutari-Frage im Sinne etwas größeren Entgegenkommens gegen die Wünsche der Triple-Entente Sir E. Grey widerstandsfähiger machen würde gegen zweifellos vorhandene englisch-französische Wünsche in Kleinasien. Meine gestrige Erklärung (über unsere Stellung zu Kleinasien), die ich aber nicht in feierlicher Form abgab, um den Anschein des Mißtrauens zu vermeiden, wurde schweigend entgegengenommen. Wenn auch heute noch keine Abmachungen zwischen England Frankreich und Rußland über Kleinasien bestehen, so könnte doch der Wunsch, die Genossen für die am Balkan erlittenen Schlappen zu entschädigen, bei Sir E. Grey schließlich die Oberhand gewinnen.