1915-10-16-DE-007
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Quelle: DE/PA-AA/R 20023
Zentraljournal: 1915-A-31733
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 11/02/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: J. Nr. 1908/K.Nr. 91
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Konsul in Saloniki (Walter) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Salonik, den 16. Oktober 1915

Im Anschluß an meinen Bericht vom 5. d.Mts und meine Telegramme Nr. 16 bis 20, die gleichlautend nach Athen gingen.

Die englisch-französischen Truppenlandungen sind fortgesetzt worden, zugleich kamen weitere Transporte mit Kriegsmaterial und Vorräten an.

Zwischendurch kamen auch weitere griechische Truppen von Prevesa hier an, und zwar die Evzonendivision von Janina.

Die Lebensmittel und sonstigen Bedürfnisse sind im Preise hoch gestiegen, weil die feindlichen Truppen natürlich viel aufkaufen und alle Preise bezahlen. Das Verhältnis zwischen den beiderseitigen Truppen ist bis auf einige Zwischenfälle ein gutes geblieben, auch ist ein gegenseitiges Honneurerweisen befohlen worden.

Die griechische Bevölkerung und Armee hat die Landung der Ententetruppen keineswegs mit Jubel begrüsst, man will durchaus nicht in Krieg und Verwickelung gezogen werden.

Der Telegraphenverkehr unterliegt der Zensur und man muss sich daher vieler Reserve befleissigen, um Depeschen durchzubringen.

Vorgestern hat der Transport der Ententetruppen über die Grenze nach dem serbischen Gewgeli begonnen, wo die Züge mehr Raum zum Rangieren haben, als im griechischen Gumendje. Die Angaben, wie viele Truppen abgegangen sind, lassen sich schwer nachprüfen. Man scheint sich aber zu beeilen, da Bulgarien den Krieg erklärt hat. Der Oberbefehlshaber der Ententetruppen General Sarrail wird jedenfalls die Bahn bis Uesküb sichern wollen.

Anbei eine Zusammenstellung der feindlichen Streitkräfte, wie sie in Zusammenkünften mit meinen Kollegen als wahrscheinlich richtig ermittelt worden ist.

Die am 14. (nicht wie telegraphiert 15.) Oktober abgegangenen Truppenzüge sollen auch viel Kriegsmaterial, Artillerie und Kavallerie mitgenommen haben, sodass die Truppenzahl wohl über 6000 betragen hat. Gestern sollen auch nur 10 Züge mit gleicher Anzahl Truppen abgegangen sein. Heute stehen aber genügend Maschinen unter Dampf, sodass Truppen jederzeit schnell befördert werden können.

Die griechischen Soldaten, welche Wache beziehen, haben jetzt Weisungen erhalten, mit grösster Strenge gegen Franzosen und Engländer vorzugehen, gegebenenfalls von ihren Waffen Gebrauch zu machen, falls sich dieselben irgendwo auf verbotene Plätze wagen sollten.

Ein starker Preisfall von Drachmen ist gestern eingetreten: 1 Nap - 20,75 Dr, 1 Ltq = 23,40 Dr.

Soeben (Sonnabend morgen) laufen wieder grosse feindliche Transportdampfer ein, teils mit Truppen, teils Kriegsmaterial, darunter Material für Eisenbahn, Waggons.

Der Deutsche Levante Dampfer „Athena“ ist in Piräus angekommen.


Walter



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