Lieber Herr von Jagow.
Die Preßkampagne gegen Rumänien, die jetzt glücklicherweise aufgehört zu haben scheint, hat den Kriegshetzern gegen uns neue Nahrung gegeben, indem sie zu den Ultimatumsgerüchten Anlaß bot. Ich habe die Gerüchte über ein Ultimatum an Rumänien, wie aus meinen Berichten ersichtlich ist, dementiert, allein die Nationalisten, namentlich Take Jonescu, hetzen weiter. Sie weisen außerdem zum Beweise, daß sie doch mit ihrer Ansicht Recht haben, auf angebliche Truppenzusammenziehungen im Banat und sonst an der siebenbürgischen Grenze hin.
Hand in Hand mit dieser Agitation geht eine andere, die darauf hinzielt, daß Rumänien in den Krieg gegen uns eingreifen müsse, wenn wir gegen Serbien vorgehen und dadurch die letzte Verbindung Rumäniens mit der Außenwelt außer uns und Rußland - mit der durch Bulgarien rechnet man nicht - zerstören. Ich bin ja fest überzeugt, daß das Geschrei, das entstehen wird, wenn wir Serbien fest anpacken, was je eher desto besser sein wird, nur einige Tage dauert und daß dann Stille eintreten wird. Ich glaube aber mit meinem österreichisch-ungarischen Kollegen, daß dem König seine Stellung erleichtert werden würde, wenn wir ihm, Bratianu und einflußreichen Politikern die Erklärung wiederholen könnten, daß wir nicht die Absicht hätten, die Linie von Salonik über Nisch nach Rumänien zu sperren (vergl. Erlaß Nr. 478 vom 12. Dezember 1914). Der Zeitpunkt der Abgabe dieser Erklärung müßte uns überlassen bleiben und wir würden uns darüber verständigen. Tatsächlich wird ja die Verbindung doch unterbrochen werden, was je sehr gut sein und Rumänien zwingen wird, seine Haltung aufzugeben und eventuell mit uns zu gehen.
Nunmehr bittet Baron Bussche nach Benehmen mit seinem österreichisch-ungarischen Kollegen unter Bezugnahme auf den Bericht Ew. Exz. Nr. 406 vom 7. Dezember v.J. um die Ermächtigung, dem Könige und maßgeblichen Persönlichkeiten seinerzeit die sie beruhigende Mitteilung zu machen, daß wir den für Rumänien wichtigen Verkehrsweg nach Saloniki über Nisch nicht zu sperren beabsichtigen. Ich würde keine Bedenken tragen, Baron Bussche zu dieser wenig verpflichtenden Erklärung zu ermächtigen. Wenn die Expedition gegen Serbien unternommen wird, tritt eine Unterbrechung der Verbindung eben durch die kriegerischen Ereignisse ein. Vor Erlaß einer diesbezüglichen Weisung wäre es mir jedoch erwünscht, die Ansicht des Baron Burian zu kennen. Ew. Exzellenz darf ich demnach bitten, dem Minister vorstehendes mitzuteilen und mir seine Antwort zu telegraphieren.