Auf Tel. Nr. 243.
Habe Angelegenheit mit Theotoki besprochen. Dieselbe kann nur mit König direkt verhandelt werden, nicht mit Ministern, zumal diese voraussichtlich bald wechseln werden. König soll noch möglichst mit Geschäften verschont werden, empfängt nur kurz und selten Minister. Audienz in Tatoi für Graf Mirbach daher schwer möglich. Sobald Theotoki auf vertrauliche telegraphische Anfrage bei Königin erfährt, daß er vom König empfangen werden kann, wird er eventuell selbst nach Athen fahren. Er hält Erfolg nicht für ausgeschlossen, obgleich Schwierigkeiten bestehen, namentlich in Loyalität des Königs, der sich durch Vertrag mit Serbien zur Hilfeleistung gegen Bulgarien gebunden führen dürfte. Zudem in Griechenland Haß gegen Bulgarien, allerdings auch geringe Neigung zum Krieg.
Theotoki hält für wichtig, wenn Angriff der Kaisermächte gegen Serbien etwas vor bulgarischer Kooperation einsetzte, da Aktion dann nicht mehr als „Balkanfrage“ (auf welche sich Vertrag zu beziehen scheint), sondern als Aktion der Zentralmächte, gegen welche Griechenland nicht verpflichtet wäre Serbien beizustehen, angesehen werden könnte.
Ich muß Angelegenheit vorsichtig und ohne Drängen mit T. behandeln, da ich sie jetzt nur akademisch, quasi als „hypothetischen Fall“ besprechen kann. Sonst würde angenommen bezw. verbreitet werden, daß Aktion bestimmt und als unmittelbar bevorstehend beschlossen ist, was vorzeitige griechische Mobilmachung etc. zur Folge haben könnte.
Über Eintreffen Gantschews mir noch nichts bekannt. Bulgarischer Gesandter sagte mir gestern, daß er täglich Nachricht erwarte. Er beteuert von neuem, daß Bulgarien jetzt zum Losschlagen bereit sei.