1915-06-06-DE-012-V

DuA Dok. 076 (re.); 077

Der Konsul in Aleppo (Rößler) an die Botschaft in Konstantinopel
Aleppo, den 6. Juni 1915

Antwort auf Tel. vom 4. Juni.

Ich bitte in aller Ehrerbietung nochmals eine Vorstellung erheben zu dürfen. Unter den armenischen Verbannten befinden sich ganz überwiegend Frauen. Sie wären auf dem Transport und in den Dörfern wehrlos der Schande preisgegeben. Wäre es nicht möglich nur die Männer zu zerstreuen und Frauen und Kinder in Aleppo zu lassen? Zahlreiche Kinder sind bisher schon den Transporten zum Opfer gefallen.


[Rössler]
[Telegramm an Aleppo 7. 6.]

Minister des Innern hat zugesagt wegen der Verhältnisse der dort ausgewiesenen Armenier bei dortigem Vali anzufragen.

[Wangenheim]
[Notiz Mordtmann]

NB. ich fand Gelegenheit Talaat bey die Sache in einer Form vorzutragen, die ein Mißverständnis der Demarche ausschloß.

Er erwähnte dabei, daß der amerikanische Botschafter ihn neulich die bekannte Note der Agence Havas vorgehalten habe und äußerte sich ohne Rückhalt über die Absichten der Regierung, die den Weltkrieg dazu benutze um mit ihren innern Feinden - den einheimischen Christen aller Konfessionen - gründlich aufzuräumen, ohne durch diplomatische Interventionen des Auslandes gestört zu werden.


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