1916-05-10-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon 100/Bl. 87-88
Botschaftsjournal: 10-12/1916/II 5159
Erste Internetveröffentlichung: 2010 April
Edition: Deportationsbestimmungen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der deutsche Militärpfarrer in Agora, David, an die Botschaft Konstantinopel

Schreiben


Angora, 10. Mai 1916.

Exzellenz!

Nachdem gestern meine Haushälterin und zwei andere armenisch-katholische Frauen ins Gefängnis geworfen wurden und anscheinend noch Schlimmerem entgegengehen, weil sie in meinem Auftrage armen Familien Brot gebracht hatten, wurde mir heute durch den Polizeidirektor in aller Form untersagt, kranken katholischen Armeniern die Sterbesakramente zu reichen, Kinder derselben zu taufen und Beerdigungen vorzunehmen, wobei wiederholt betont wurde, daß die Gründe zu dem Verbot nicht in meiner Person liegen. Ich unterbreite Ew. Excellenz ehrerbietigst die Bitte, wenn irgend eine Aussicht auf Erfolg besteht, dahin wirken zu wollen, daß wenigstens dieses Verbot zurückgenommen wird und Deutschland der Ruhm bleibt, die katholische Bevölkerung Angoras während ihrer Agonie wenigstens vor der äußersten Gewissensnot bewahrt zu haben.


In tiefster Ehrerbietung
Dr. David
deutscher Pfarrer in Angora

P.S. Soeben höre ich, daß auch die ruhiger gesinnten türkischen Kreise, auch solche der Offiziere, mit dem gegenwärtigen Vali sehr unzufrieden sind. Aus diesen Kreisen wird mir auch mitgeteilt, daß für die nächsten Wochen wieder sehr weitgehende Maßnahmen gegen die hiesigen Christen bevorstehen.

[Deutsche Botschaft 15.5. (vermutlich für die Hohe Pforte)]


Notice.

Le Dr. David. prêtre catholique et de nationalité Allemande, qui se trouve depuis quelque temps à Angora, vient d’informer l’Ambassade d’Allemagne que la direction de police d’Angora lui a dernièrement interdit d’administrer les saints sacrements aux malades et moribonds, de baptiser les enfants et d’assister aux enterrements; en même temps on a incarcéré une femme Arménienne qu’il avait à son service.

L’Ambassade Ile. d’Allemagne a l’honneur de prier le Ministère Il. des Affaires Étrangères de vouloir bien faire parvenir les instructions nécessaires au Vilayet d’Angora afin que la défense faite au Dr. David d’exercer ses fonctions spirituelles soit levée.

Péra, le 15. Mai 1916.



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