1915-09-21-DE-005
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon 97/Bl. 48-52
Botschaftsjournal: 10-12/1915/8041
Erste Internetveröffentlichung: 2010 April
Edition: Deportationsbestimmungen
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: J.No. 828
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Konsul in Adana (Büge) an den Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Hohenlohe-Langenburg)

Bericht


Adana, den 21. September 1915.

J.No. 828.

1 Anlage

Euerer Durchlaucht beehre ich mich, eine Eingabe der hiesigen Filiale der Deutschen Orientbank A.G. von heute, betreffend Versiegelung der Bank gehöriger Depots, auf Antrag der vorgenannten Bank in der Anlage gehorsamst zu überreichen


[Notiz Mordtmann 29.9.]


vergl. inzwischen das neue Gesetz.

[Notiz Mordtmann 4.10]

nach wiederholter Rücksprache mit H. Lebrecht am 3.10. dem Ministerium des Innern vorgetragen, das verlangte, daß die Bank die Sache direkt anhängig mache; ich habe H. Lebrecht heute früh telephonisch verständigt, mit dem Ersuchen, uns von dem Ergebnis Mitteilung zu machen.

Anlage

[Deutsche Orientbank Zweigstelle Adana an Konsulat Adana 21.9.]


Wir beehren uns, Ihnen mitzuteilen, dass vor einigen Tagen die hiesigen türkischen Behörden und späterhin eine der zahlreichen, hier tätigen Kommissionen für armenische Angelegenheiten ursprünglich drei und weiterhin vier unserer Depots zusammen also sieben Warenlager, die Waren armenischer Kunden enthalten, versiegelt haben.

Für die Depots besitzen wir ordnungsmässig ausgefertigte und notariell beglaubigte Kontrakte. Die in den Depots enthaltenen Waren wurden uns zur meist nur teilweisen Deckung unserer Vorschüsse an Armenier von letzteren verpfändet.

Da wir in einigen Tagen zwecks Veräusserung dieser Waren Zutritt zu den Depots benötigen, unsere bisher gemachten Reklamationen aber erfolglos gewesen sind, bitten wir das kaiserlich Deutsche Konsulat ergebenst, in Konstantinopel mit tunlichster Beschleunigung und unter Erbittung drahtlicher Anweisungen die nötigen Schritte zwecks Freigabe der Depots zu veranlassen.

Wir überreichen Ihnen beigeschlossen ein Verzeichnis der betreffenden Warenlager, unter Angabe des Stadtviertels, des Namens der betreffenden Kunden, sowie des Wertes der eingelagerten Waren zur gefälligen Kenntnisnahme.

In der allgemeinen, während der letzten Zeit infolge der armenischen Angelegenheiten hier herrschenden Verwirrung hat die erwähnte Kommission, anscheinend versehentlich, auch das Depots eines unserer türkischen Kunden (Kadri Bey) versiegelt.

Wir nehmen an, daß auch hierfür die Freigabe zu erreichen sein wird.

Wir hoffen, dass das Kaiserlich Deutsche Konsulat uns tatkräftigst unterstützen möge, umsomehr als von neuem deutsche Interessen Gefahr laufen, in rücksichtloser, und unseres Erachtens ungesetzlicher Weise geschädigt zu werden.


Mit vorzüglicher Hochachtung
[Unterschriften]

Verzeichnis der von der türkischen Regierung bisher versiegelten Depots der Deutschen Orientbank A.G Adana.
Nummer des Depots
Stadtviertel
Kunde
Enthalten Waren im Werte von t. Pf.
261
Tscheukour-Mesdjid
Kadri Bey
1120.-
444
Bab-Tarseus
A. & M. Aghazarian
960.-
445
Kara-Sekou
A. Nercossian
2500.-
446
Djami-Atik
Avesissian & Kéchichian
4700.-
449
Hadji-Hamid.
K. M. & H. Nalbandian frères
30,-
447
Hamam-Kourbi
Garabet Oundjian
168.-
?13
Hadji-Fake
Sarkis Bisdikian
80.-

[doribank {Telegraphen-Anschrift der Deutschen Orientbank}/Mersina an galata {Zentrale} 30.9.]


Telegramm


nous referant votre direktyon numero 248 concernant nomination comiszions gouvernementales pour administration ft. liquidation proprietes armeniyens vous informons que ces comiszions ont commence sceller depots adana contynant marchandieses armeniennes gages chez nous enlevent auszi violant seurures ces marchandises protestames valy sans succes egalament aupres consulat kui interpella ambassade pryere intervenir et urgencer instructions - dori bank

[Eigene Übersetzung des sehr fehlerhaften und teilweise sehr unklaren Telegramms]

Wir beziehen uns auf die Direktive Nummer 248 betreffend die Nominierung der Regierungskommission, die die Liquidation des armenischen Besitzes durchführen soll. wir informieren Sie, daß diese Kommissionen angefangen haben, die Depots in Adana zu versiegeln, die armenischen Waren enthalten, die an uns verpfändet sind und verstoßen damit gegen die Sicherstellung. Proteste beim Vali ohne Erfolg, ebenso beim Konsulat, welches die Botschaft bat, zu intervenieren und uns dringend Instruktionen zu erteilen.



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