1913-11-22-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/ R14082
Zentraljournal: 1913-A-23332
Erste Internetveröffentlichung: 2017 November
Edition: Armenische Reformen
Telegramm-Abgang: 11/22/1913 06:50 PM
Telegramm-Ankunft: 11/23/1913 12:15 PM
Praesentatsdatum: 11/23/1913 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 295
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Geschäftsträger der Botschaft St. Petersburg (Lucius von Stoedten) den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Telegraphischer Bericht


St. Petersburg, den 22. November 1913

Unter Bezugnahme auf Erlaß Nr. 1327 vom 19. November.

Habe Herrn Sazonow Aufzeichnung Euerer Exzellenz mitgeteilt. Minister hatte von Herrn v. Swerbejew eine spätere Mitteilung über ein Gespräch Euerer Exzellenz mit Botschafter. Danach hofft Herr Sazonow, daß wir wenigstens russischen Wünschen soweit Rechnung tragen würden, daß General nicht gerade in Constantinopel residiere. Er zweifele nicht daran, daß auch England und Frankreich dies unangenehm empfinden würden. Minister wollte das bereits hierüber Gesagte nicht wiederholen; er müsse aber bei seiner Ansicht stehen bleiben und erblickt in unserem Vorgehen, wenn wir garnicht auf seinen Wunsch eingingen "un acte peu amicable". Der General könne doch eben so gut in Adrianopel oder Smyrna residieren. Er könne für jedes Argumente eine Antwort finden. Die Reformarbeit sei überall nötig. Kleinasien sei groß; natürlich denke er nicht daran, daß wir gerade ein an der russischen oder persischen Grenze stehendes türkisches Armeekorps unserem General unterstellen würden. Er ersuche mich nochmals Euere Exzellenz, von deren freundlicher Gesinnung für Rußland er fest überzeugt sei, dringend zu bitten, den General nicht in Constantinopel residieren zu lassen. Herr Kokowzow habe Seiner Majestät gegenüber auch über die Angelegenheit gesprochen.

Was unser Zusammengehen in Armenien anbetreffe, so habe dasselbe bisher leider noch keine Erfolge gehabt. Es werde darauf ankommen "d'imposer notre volonté à la Turquie". Turkhan Pascha habe ihm gestern eine höchst unbefriedigende Antwort der Pforte mitgeteilt. Er habe dem Botschafter erklärt, daß man in der Form alle Rücksichten nehmen wolle, in der Sache aber sei er entschlossen, nicht nachzugeben und wenn die armenischen Massacres im Frühjahr wieder anfingen, so würde Rußland an seiner kaukasischen Grenze dies nicht mehr ruhig mit ansehen. Die Armenier selbst wünschten den fremden Schutz und hätten keinerlei Zutrauen zu den türkischen Behörden. Von einer Minderung der Autorität derselben bei Annahme unserer Vorschläge könne also keine Rede sein. Gewarnt habe er genug. Auch seine Ansicht über diesen zweiten Punkt, nämlich die Türkei zur Annahme unserer Abmachungen eventuell zu zwingen, bat mich der Minister Euerer Exzellenz zu melden.


Lucius



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