Als ich am Pfingstsonntag mit einigen Herren der Botschaft auf der Terrasse eines großen Hôtels auf der Chalki benachbarten Insel Prinkipo zu Abend aß, erschien auch General Townshend, wieder in Uniform, und nahm mit seinem türkischen Begleiter an einem Nebentisch Platz. Er wurde der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des zahlreichen Publikums. Ein junger Levantiner glaubte es sogar seiner Stellung schuldig zu sein, sich dem Helden von Kut vorstellen zu lassen, was der türkische Begleiter bereitwillig besorgte.
Am folgenden Tag hatte ich eine Unterredung mit dem Minister Halil Bey. Im Gespräch erwähnte er, daß er von meiner Begegnung mit Townshend gehört habe und bemerkte, daß auf seine, Halils, Veranlassung die englischen, französischen und selbst die russischen Gefangenen ausgesucht gut behandelt würden. Auch soll der Frau des Generals, geborenen Cohen d’Anvers, einer Französin, erlaubt werden, herzukommen und seine glänzende Gefangenschaft zu teilen. Er verspreche sich davon einen Nutzen bei der unvermeidlichen späteren Erörterung der Armenierfrage. Aus der guten Behandlung der Kriegsgefangenen soll der Schluß gezogen werden, daß es dem Charakter des Türken entspricht, dem ehrlichen Gegner, der in seine Hand fällt, über das Maß völkerrechtlicher Verpflichtung hinaus Milde und Rücksicht zu beweisen, daß also die harte Strenge, die die Armenier getroffen hat, sich psychologisch nur aus der treulosen Haltung dieses Volkes und aus der Notlage, in der sich die Türkei ihm gegenüber befand, erklären läßt. Halil gab übrigens zu, daß man im Falle des Generals Townshend vielleicht zu weit gehe, und daß es den Verhältnissen nicht gerade entspricht, ihn wie einen Ehrengast zu behandeln.