1914-08-22-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A.S.-179
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 08/22/1914 01:10 PM
Telegramm-Ankunft: 08/22/1914 03:15 PM
Praesentatsdatum: 08/22/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 65
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Jagow)

Telegraphischer Bericht



Nr. 65

Berlin, den 22. August 1914

Der kaiserliche Botschafter in Konstantinopel telegraphiert:

„Ganz geheim.

Jussuf Sadik Pascha erschien soeben bei mir im Auftrage des Khedive um mir folgendes mitzuteilen.

Egyptische Regierung habe unter englischem Druck verschiedene Anordnungen erlassen, ohne den Khedive zu befragen. Auf die telegraphische Anfrage des Khedive an seine Regierung, wie dies zusammenhänge, sei keine Antwort erfolgt. Türkische Regierung ignorierte aus Furcht vor England bisher die Vergewaltigung Egyptens. Englischer Geschäftsträger habe dem Khediven durch eine Privatperson mitteilen lassen, daß die englische Regierung die Rückkehr des Khedive nicht wünsche. Die Lage seiner Hoheit sei verzweifelt. Nur von einem Siege Deutschlands könne noch Rettung kommen. Khedive sei bereit, das äußerste zu wagen, um der englischen Herrschaft ein Ende zu machen, da er, wenn er passiv bleibe, doch verloren sei! Das ganze Volk stehe zum Khediven, ebenso die 18000 egyptischen Truppen.

Es wurde darauf folgende Idee erwogen: Zerstörung des Suez-Kanals, Erhebung der egyptischen Regimenter, die vorher deutschen Offizieren unterstellt werden müßten. Reise der deutschen Offiziere dorthin über el Arisch. Gewaltsame Beseitigung der 200 englischen Offiziere und Vernichtung der 4000 englischen Truppen. Ist dieser Plan weiter zu verfolgen? Khedive wird nächster Tage mit mir geheim zusammenkommen.“

Vier Stellen informiert. Darf der Botschafter zur Weiterverfolgung des Planes ermächtigt werden? Ob deutsche Offiziere verfügbar, wird inzwischen mit hiesigen militärischen Stellen erörtert.


[Zimmermann]

[Antwort Jagow (Nr. 27)]


Nach unserer Kenntnis befinden sich egyptische Truppen hauptsächlich im Sudan, nur wenige in Cairo, sämtliche Munition unter englischem Verschluss. Eine Insurgierung erschiene daher erst möglich nach Beseitigung englischer Offiziere und Besatzung. Dies könnte schwer durch aktive deutsche Offiziere geschehen. Man müsste Abenteurerexistenzen wählen. Wie weit will der Khedive seine Person einsetzen? Hat er persönlich die Stellung, um sein Volk mit sich zu reissen? Ueber letzteren Punkt bitte Herrn von Richthofen und Baron Oppenheim befragen. Wenn Voraussetzungen günstig erscheinen, würden wir geeignete Persönlichkeiten zu liefern suchen.

Sehr erwünscht wäre jedenfalls Zerstörung des Suezkanals und Abschneiden des Kabels Alexandrien. Bitte über Angelegenheit nur mit geheimem Chiffre mit Konstantinopel korrespondieren, da Grosswesier dem Khediven unfreundlich gesonnen ist.



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