1915-12-22-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20036
Zentraljournal: 1915-A-36975
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 12/22/1915 10:00 PM
Telegramm-Ankunft: 12/23/1915 10:58 AM
Praesentatsdatum: 12/23/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 130
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 22. Dezember 1915

Für Chef des Generalstabs Feldheeres.

Der Bericht des griechischen Gesandten in Berlin über die Unterredung mit Euerer Exzellenz hat in hiesigen Generalstabskreisen sehr deprimierend gewirkt. In langen, sehr ernsten Gesprächen habe ich Metaxa täglich betont, daß von deutscher Seite bisher alles geschehen sei, um Griechenland in seiner schwierigen Lage zu helfen und daß man nun, da ein rein deutscher Angriff auf Salonik anscheinend nicht möglich sei, sich mit dieser Lage abfinden müsse; nach dem günstigen Ausfall der Wahlen habe die Regierung ja eine festere Position und könne mit einigem Mute und der nötigen Energie sicherlich Herr der Lage bleiben. Man solle nach Bekanntwerden der Wahlen (Ende der Woche) den Belagerungszustand verhängen, die Venizelos-Presse unterdrücken und jede Unruhe im Keime ersticken. Metaxa anerkennt dies, meinte aber, daß ein solches Experiment auch unglücklich ablaufen könne. Jedenfalls werde von Griechenland alles getan werden, um nicht in einen Krieg gegen Deutschland getrieben zu werden. Voraussichtlich werde er mir morgen die weiteren Entschlüsse mitteilen können, bittet mich heute nur anzufragen, ob Euere Exzellenz etwas über Verhandlungen zwischen Bulgarien und England bekannt sei und über englische Vorschläge, die von Bulgarien nicht abgewiesen worden seien. Es lägen hier derartige Nachrichten vor, die das Mißtrauen gegen einen bulgarischen Einmarsch von neuem verstärken müßten.

Zusatz: Im Anschluß an diese Frage wird Griechenland voraussichtlich um Auskunft bitten, in welcher Stärke deutsche und bulgarische Truppen einmarschieren sollen; falls bulgarische Truppen überwiegen, könnten weitere Verhandlungen schwierig werden.

Bitte um Mitteilung an Admiralstab.

Militärattaché Athen.


[Mirbach]



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