1917-08-05-DK-001
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Quelle: DK/RA-UM/Gruppeordnede sager 1909-1945. 139. D. 1, ”Tyrkiet - Indre Forhold”. Pakke 2, fra Jan. 1917 – 1. Jan. 1919
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 08/05/1917
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 123
Übersetzung: Michael Willadsen
Letzte Änderung: 03/27/2012


Der Gesandte in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an den Aussenminister (Erik Scavenius)

Bericht



Nr. 123

Konstantinopel den 5. August 1917.

Herr Außenminister,

In Stambuls politischen Kreisen heißt es, dass große Teile der deutschen Truppen, die hierher geschickt wurden, unter dem Vorwand, sie sollten Bagdad erobern, in der Umgebung Konstantinopels bleiben werden, um die Macht der jungtürkischen Regierung und die Aufrechterhaltung der Ordnung in der europäischen Türkei zu sichern.

Die Regierung kann sich, wie es scheint, nicht länger auf das Heer verlassen.

Wie bereits berichtet ist es ihr über lange Zeit gelungen, die Offiziere zufrieden zu stellen, indem sie dafür sorgte, dass sie und ihre Familien alles Notwendige aus den Militärdepots zu den gleichen Preisen wie vor dem Krieg bekamen, während die Bevölkerung Not litt. Aber es fehlt der Regierung jetzt an Mitteln, sich auf diese Weise gegen einen Aufstand abzusichern, und sie begnügt sich in letzter Zeit damit, nur die hochrangigen Offiziere zufrieden zu stellen, während der gemeine Soldat nur schlechtes Brot, Oliven und etwas getrockneten Fisch bekommt.

In allen Gesellschaftsschichten verbreitet sich die Auffassung, dass sich die jungtürkische Regierung an die Deutschen verkauft hat und nur daran denkt, sich auf Kosten des Volkes zu bereichern, während sie sich mit Spionen und deutschen Soldaten umgibt und jede Meinungsfreiheit unterdrückt.

Sogar unter den Dienern und Kavassen der ausländischen Botschaften und Gesandtschaften und unter Peras Damen der Gesellschaft hat sie ihre Informanten.

Das Volk verhungert, ohne dass jemand zu protestieren wagt, während die Regierung und ihre Freunde sich riesige Vermögen schaffen und im Überfluss leben.

Mit jedem Tag wächst der Hass gegen die Deutschen, denen man die Schuld an diesen traurigen Zuständen gibt.

Die türkischen Offiziere sind neidisch auf ihre deutschen Kollegen, die weit besser bezahlt, untergebracht und verpflegt werden und alle möglichen Vorteile erhalten. Sie sehen mit Wut, dass alle schwere und unangenehme Arbeit auf die Türken abgewälzt wird, während sich die Deutschen wie die Herren im Lande aufführen und eine Arroganz an den Tag legen, die immer wieder verletzend ist.

Die Österreicher, die diese Zustände sehen und es verstehen, daraus Vorteile zu ziehen, sind dagegen besser angesehen [sic].

Die österreichischen Offiziere haben Takt, und es werden jetzt offenbar Bande geknüpft, die Bedeutung haben können für die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Türkei und Österreich-Ungarn nach dem Krieg.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich, Herr Minister, Ihr ergebenster


Wandel



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