1915-09-09-DK-001
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Quelle: DK/RA-UM/Gruppeordnede sager 1909-1945. 139. D. 1, ”Tyrkiet - Indre Forhold”. Pakke 1, til 31 Dec. 1916
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 09/09/1915
Telegramm-Ankunft: 09/20/1915
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 115
Übersetzung: Michael Willadsen
Zustand: A
Letzte Änderung: 04/01/2012


Der Gesandte in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an den Außenminister (Erik Scavenius)

Bericht


Konstantinopel, 9. September, 1915

Nr. 115

Herr Außenminister,

Die Gesandtschaft hat vom königlichen Konsul in Smyrna einen Bericht über die dortigen Verhältnisse erhalten, datiert auf den 2. diesen Monats, und ich werde im Folgenden die Punkte wiedergeben, die meiner Meinung nach im Augenblick von Interesse sind.

Smyrna ist in der letzten Zeit keinen feindlichen Angriffen ausgesetzt gewesen, und auch in der Umgebung haben die Flotten der Alliierten nur geringe Aktivität gezeigt, und nur ab und zu Schiffe bombardiert, die sich nahe der Küste befanden, oder Orte beschossen, von denen man annahm, dass dort Verschanzungen waren.

Andererseits haben die Alliierten die Blockade der Küste Kleinasiens ausgeweitet. Am 22. August überbrachte ein englischer Kreuzer, der Kuluk anlief, einen Bescheid an den Gouverneur des Vilajets, dass die Blockade über die gesamte Küste von Castellorizzo [Meyisti, Megisti] im Süden bis zu den Dardanellen im Norden ausgedehnt wurde.

Jedoch - und besonders nach Italiens Kriegserklärung an die Türkei - baut man mit fieberhafter Eile weiter an Erdbefestigungsanlagen überall im Vilajet. Ausserdem nimmt man an, dass die Mobilisierung der lokalen Industrie vorbereitet wird, seit Fabriken, Motoren usw. von den Militärbehörden in Besitz genommen worden sind und alles Kupfer eingesammelt wurde.

Die wirtschaftliche Situation im Vilajet ist, auf Grund der Einstellung aller Exporte, extrem schlecht. Im Ganzen sind in diesem Jahr nur 40 Ladungen Feigen verkauft worden, im Gegensatz zu 300 im letzten Jahr. Der Gouverneur will die Genehmigung der Alliierten zur Ausfuhr von Feigen und anderen Südfrüchten aus dem Vilajet auf neutralen Schiffen erwirken, und der Konsul [Alfred van der Zee] glaubt, dass diese Frage gelöst wird.

Die Provinz wird übrigens zurzeit von Banden von Deserteuren heimgesucht, die die Bevölkerung brandschatzt und die wirtschaftliche Situation verschlimmert.

Smyrna ist von den in meinen Berichten erwähnten Armenierverfolgungen nicht betroffen, die jedoch sonst überall in Kleinasien durchgeführt worden sind, weil der Gouverneur, Rahmy Bey [Rahmi bey], ein sehr energischer und unabhängiger Mann, sich mehrere Male den Wünschen des Komitees widersetzt hat und die von der Zentralregierung diesbezüglich gegebenen Befehle nicht hatte ausführen wollen. Wie der Konsul am 3. September berichtet hat, ist der Gouverneur hier in die Hauptstadt gereist, vermutlich um diese Frage mit der Regierung zu erörtern.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich, Herr Minister, Ihr ergebenster


Wandel



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