1916-05-07-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 20199
Zentraljournal: 1916-A.S.-1600
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 05/07/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 335
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Gruenau) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Telegraphischer Bericht


Gr. Hauptquartier, den 7. Mai 1916

Abschrift.

Für den Herrn Reichskanzler.

Antwort auf Telegramm Nr. 602 (betr. A.S. 1584).

General von Falkenhayn bittet, Euerer Exzellenz folgende Antwort zu übermitteln:

„Euerer Exzellenz Meinung, daß nur die Quelle und die Aufmachung der Übermittelung die in Frage stehende Nachricht beachtenswert mache, teile ich durchaus.

Der Vorschlag ist vom militärischen Standpunkt betrachtet widersinnig. Wenn man Sicherheit gewinnt, daß die Entente sich ruhig verhalten wird, könnten die Türken praktisch ihre gesamten Kräfte, auch ohne daß die Bulgaren nach Konstantinopel gerufen werden, gegen die Russen in Kleinasien einsetzen, denn eine russische Landung am Bosporus ist so gut wie unmöglich. Übrigens fehlt es den Türken nicht an Truppen, sondern an der Transportmöglichkeit für diese. An dieser Schwierigkeit wird durch den Vorschlag nichts geändert. Daß die herzlichen Beziehungen zwischen der deutschen und türkischen Heeresleitung, aber wohl auch zwischen den Regierungen durch kein Mittel schwerer gestört werden könnten, als durch einen Druck unsererseits auf Zulassung bulgarischer Truppen nach Konstantinopel, brauche ich kaum zu erwähnen. Eine ernsthafte Bedrohung Konstantinopels in irgend absehbarer Zeit durch die Russen via Kleinasien halte ich für ganz ausgeschlossen. Der dem Kardinal erteilte Bescheid lautet: „Man hat die freundlichen Mitteilungen dankbarem Interesse entgegengenommen. Es wird jede Maßnahme unterstützt werden die, ohne die Interessen der eigenen Verbündeten zu verletzen, geeignet ist, Rußlands Hoffnungen auf Erfolge in Kleinasien zu zerstören und damit das Ende des Krieges zu beschleunigen.“

So wie der wirre Vorschlag gefaßt ist, würde seine Verwirklichung den sofortigen offenen Bruch zwischen Rußland einer- England und Frankreich andererseits bedeuten. Insofern würde er ja auch uns Vorteile bringen, den Hauptvorteil aber den Bulgaren.

Nr. 24 P v. Falkenhayn.“

General von Falkenhausen sprach mir gegenüber den Verdacht aus, als könne König Ferdinand dahinter stecken. Ich hatte den gleichen Gedanken Seiner Majestät zum Ausdruck gebracht, der Kaiser meinte aber, die Familien, durch die der König Ferdinand mit der französischen Regierung in Verbindung zu stehen pflege, seien jetzt aus Frankreich vertrieben und hielten sich in Wien auf.


[Grünau]



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