Anlage
Auszüge aus dem Brief des Präsidenten des Nationalrates Herrn Aharonian
vom 11. Juni (n.S.) aus Tiflis.
Der deutsche Vertreter Graf von Schulenburg verhält sich uns gegenüber wohlwollend; doch hat er die erforderlichen Anweisungen aus Berlin noch nicht erhalten, zu unseren Gunsten ebenso zu wirken, wie er zu Gunsten Georgiens tätig ist.
In der Tat beherrschen die Türken heute ganz Aserbeidschan bis Ciskaukasien. Sie beherrschen selbst die armenischen Gebiete, die nach dem letzten (Friedens)Vertrag nicht unter die türkische Herrschaft fallen. Die türkischen Truppen halten besetzt: Lori, Kasach, Bortschalu. Aus Eriwan haben wir keine Nachrichten. Wir sind abgeschnitten. Die Eisenbahn und der Telegraph sind ausser Betrieb. Es ist eine unerträgliche Lage. Wir konnten selbst die Nachricht von dem Friedensschluss dem General Nazarbekoff nicht mitteilen. Wir sind auch von Baku abgeschnitten. Wir versuchen, eine Regierung unserer ... Republik zu bilden; aber es besteht keine Möglichkeit, einer Reise nach Eriwan. Unser Volk ist herrenlos, unsere Flucht unendlich, die Sterblichkeit riesengross. Wir müssen entschieden und sofort wissen: Will Deutschland uns in der Tat beschützen oder nicht.
Auszüge aus der in Tiflis erscheinenden armenischen Zeitung "Horizon"
vom 11. Juni (No. 112).
25 Offiziere getötet.
"Wir waren 28 Offiziere: 12 russische, 6 georgische und 10 armenische. Wir gerieten in der Station Allahwerdi in türkische Gefangenschaft. Man brachte uns nach AschaghaMaral, wobei man uns unterwegs die Schuhe auszog. Dann kam ein türkischer Offizier und sagte: Folgt mir zu unserem Pascha, welcher sich in der Nähe in dem Büro von Mantascheff befindet und Euch verhören will."
Als man uns aus dem Eisenbahnwagen herausholte, fragte einer der Askjaris (türkischer Soldat): Habt Ihr die Maschinengewehre gebracht? Der andere hiess ihn drohend schweigen. Wir folgten dem Unteroffizier, umzingelt von Askjaris. Nachdem man uns etwa 3 Werst weiter geführt hatte, wurde der Regimentskommandeur Wladimiroff vorgerufen und seiner Kleider und Barschaft (1500 Rubel) beraubt, ebenso verfuhren sie mit den übrigen Offizieren. Auch mir nahmen sie die Kleider und 3833 Rubel weg. Dann hiess man uns zusammen hinsetzen, während der Unteroffizier die Gewehre zu laden befahl. In einem Halbkreis, 6 Schritt von uns entfernt, legten sich die Askjaris mit geladenen Flinten hin. Gerade als der Befehl - Feuer - erteilt werden sollte, flohen wir alle, aber nur drei von uns konnten sich retten: ich und zwei andere, - Leutnant des Ephremoff'schen Regiments Smirnoff und Militärbeamter Kusma Fomin.
Die Nacht verbrachten wir im Schilf. Im Morgengrauen des 5. Juli krochen wir nach dem Platz, wo das Verbrechen begangen worden war, und sahen dort die Leichen unserer Kameraden umherliegen, darunter die des Regimentskommandeurs Wladimiroff, des Offizierstellvertreters Sohraboff, des Bataillonchefs Bosnakian und des Offizierstellvertreters Bosnakian.
Mit grossen Schwierigkeiten konnten wir die Station Kumis erreichen, von wo aus deutsche Offiziere uns nach Tiflis brachten. Barfuss und in Unterkleidern meldeten wir uns bei dem Stab der Roten Garde und erhielten Kleider und Schuhe."
Ferman Wehib Paschas.
Anm. 1) Daraus geht hervor, dass die Tötung der Armenier vor dem Friedensschluss erlaubt war.
Auf der kaukasischen Heeresstrasse.
(Zur Lage der armenischen Flüchtlinge.)
Aus Wladikawkas wird uns vom 2. Juli berichtet:
Auszug aus der Depesche der armenischen Delegation in Konstantinopel.
Aus dem Felde, den 12. Juli 1918, 3 Uhr 50 Nm.
Ankunft, den 12. Juli 1918, 9 Uhr Nm.
Kaiserliche Botschaft an Auswärtiges Amt.
Für docteur Ohanjanian, Berlin.