1916-09-05-DE-001
Deutsch :: de en tr
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-09-05-DE-001
Quelle: DE/PA-AA/R14093
Zentraljournal: 1916-A-26116
Erste Internetveröffentlichung: 2000 März
Edition: Genozid 1915/16
Praesentatsdatum: 09/26/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 578/B.N. 2535
Zustand: A
Letzte Änderung: 04/22/2012


Der Geschäftsträger des Konsulats Aleppo (Hoffmann) an die Botschaft Konstantinopel

Bericht



No. 578 / B.N. 2535

Aleppo, den 5. September 1916

Abschrift1

Im Anschluss an den Bericht vom 29. v.Mts. BN. 24632

Die Angaben des obenbezeichneten Berichts über die Verhältnisse der Armenierverschickung in der Gegend von Der-es-Sor sind mir inzwischen aus andern vertrauenswürdigen Quellen im wesentlichen bestätigt worden. So berichtete mir ein soeben von dort zurückgekehrter deutscher Angestellter einer amerikanischen Firma, der gelegentlich einer Geschäftsreise die meisten dortigen Lager besucht hat, Folgendes:

Soweit der erwähnte Gewährsmann.

Was das Schicksal der von Der-es-Sor weiter Verschickten angeht, die nach amtlicher Angabe nach Mossul gehen, so habe ich mich beim K. Konsulate Mossul erkundigt, wieviel Verschickte von Der-es-Sor in den letzten Monaten schätzungsweise angekommen seien. Nach der daraufhin erteilten Auskunft sind am 15. April vier Transporte auf zwei Wegen von Der-es-Sor abgegangen und, 19000 an der Zahl, in einem Lager am Flusse Chabur vereinigt worden. Am 22. Mai, also 5 Wochen später, sind von diesen Transporten etwa 2500, darunter auch einige hundert Männer, in Mossul angelangt. Ein Teil der Frauen und Mädchen ist unterwegs an die Beduinen verkauft worden; alles uebrige ist durch Hunger und Durst unterwegs umgekommen.

Seit 3 1/2 Monaten sind demnach keine neuen Transporte in Mossul angekommen. Auch diese Tatsache dürfte die Volksmeinung in Der-es-Sor und die ihr entsprechenden tatsächlichen Angaben bestätigen, dass unter der Herrschaft des neuen tscherkessischen Mutessarrifs von Der-es-Sor mit den weiter Verschickten neuerdings im Euphrat-Chabur-Winkel kurzer Prozess gemacht wird.

Die Auflösung der hiesigen Waisenhäuser für Kinder umgekommener Verschickter hat noch nicht begonnen. Jedoch hat der Vertreter des hiesigen Verschickungskommissars der einen leitenden Schwester jetzt auch amtlich erklärt, diese Waisen würden in ein neues grosses nationales Waisenhaus in Konia verbracht werden; dort würden sie selbstredend türkische Namen bekommen und als Türken (d.h. Muhammedaner) erzogen werden.


i.V. Hoffmann

1 Abschriftlich von Metternich am 21. 9. dem Auswärtigen Amt vorbelegt.
2 A 25739.



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved