1914-11-25-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20173
Zentraljournal: 1914--
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 11/25/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 101
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Bethmann Hollweg)

Bericht



Nr. 101.

Berlin, den 25. November 1914

Prinz Hohenlohe überreichte mir heute folgende Notiz [Ursprünglicher Text der österreichisch-ungarischen Botschaft von Zimmermann redigiert.] [A 32167]

Berlin, den 24. November 1914

Ich kann die Anregung des Wiener Kabinetts nur dringend befürworten und darf zwecks Beantwortung der österreichischen Notiz um baldtunlichste Weisung bitten. Ob die deutschen Truppen in Polen oder was wegen des Eindrucks auf den Balkan erwünschter wäre gegen Serbien anzusetzen sind ist Nebenfrage. Über die Notwendigkeit der deutschen Mitwirkung selbst dürfte jeder Zweifel ausgeschlossen sein. Sollte die Oberste Heeresleitung die erforderlichen Truppen nicht entbehren können bleibt nur übrig der Türkei zum schleunigen Frieden zu raten, da wir es nicht verantworten können, sie wehrlos unseren Feinden, zu denen sich dann zweifellos auch noch Bulgarien und Griechenland zugesellen würden, auszuliefern.

Mahmud Muchtar Pascha hat wie ich vertraulich höre schon vor einigen Tagen in Bekanntenkreisen angedeutet daß die Pforte Frieden schließen müsse wenn die Transportfrage nicht in kürzester Zeit – er sprach von zehn Tagen – gelöst sei. Wir dürfen es nachdem der Islam in Bewegung gesetzt wurde schon wegen der zahlreichen in der Türkei lebenden Reichsangehörigen nicht darauf ankommen lassen, daß die Pforte sich in Unfrieden von uns trennt, sondern müssen das Prävenire spielen.

Wenn die Türkei Goeben und Breslau ausweist unsere Militär- und Marinemission entläßt und auf der ganzen Linie sich von Deutschland lossagt dürfte sie auch jetzt noch von unseren Gegnern mit offenen Armen aufgenommen werden. Lassen wir sie weiter in den Krieg hineintreiben ohne den Munitionsnachschub sichergestellt zu haben so würden sich für uns und für die Türkei unübersehbare und verhängnisvolle Folgen ergeben.

Ich kann mich der Überzeugung nicht erwehren, daß der Ausgang des Krieges im Wesentlichen, wenn nicht gänzlich, von einer rechtzeitigen Lösung der serbischen Frage abhängt. Im Notfall müßte meines Erachtens der Truppenmangel durch schleunige Einberufung älterer Jahresklassen der Landwehr oder des Landsturms beseitigt werden. Die Vernichtung des serbischen Schützlings würde übrigens Rußland wohl am Ehesten Friedensgedanken zugänglich machen.


Z[immermann]



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