1915-04-26-DE-011
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon/168
Botschaftsjournal: A53a/1915/2473
Erste Internetveröffentlichung: 2000 März
Edition: Genozid 1915/16
Zustand: A
Letzte Änderung: 04/22/2012


Aufzeichnung des Generalkonsuls in der Botschaft Konstantinopel (Mordtmann)






Pera, den 26. April 1915

A. Unterredung mit dem Patriarchen (24.4.)

1) nach einem aus Erzerum zwei Tage vorher eingegangenen Telegramm ist dort der Armenische Notable Aratus Tschilusgirian auf offener Straße umgebracht worden. Die Mörder des Pasdirmadjian Efendi, der am 29. Februar in Erzerum erschossen wurde, wurden nicht gefunden.

2. Talaat bey leugnet eine armenierfeindliche Politik der Regierung, aber der Patriarch meint, daß Talaat nicht aufrichtig sei; er zieht Enver Pascha vor, der seine Meinung offen ausspricht;

3. bei einer Beratung im Patriarchat am 23. d.Mts. wurde angeregt, daß die einzelnen Notabeln bei den Ministern vorsprechen und ihnen eindringliche Versicherungen machen sollten, daß die Armenier loyal gesinnt seien und an keine Erhebung dächten. Der Gedanke an eine ins Innere zu sendende Beruhigungskommission war dem Patriarchen sympathisch. Zohrab Efendi, Deputierter, beschäftigt sich damit;

B. desgl. mit Herrn General Posseldt, am 26. d.Mts.

1) glaubt, daß die Armenier sich ruhig verhalten würden, wenn sie nicht von den Türken bedrückt und gereizt wären, vielfach sei auch Konkurrenzneid im Spiele. Die Aufführung der Armenier sei tadellos gewesen.

Richtig sei, daß türkische Armenier den Russen bei deren Vordringen gegen Erzerum wiederholt Führerdienste geleistet, auch hätte man solche unter den den Russen abgenommenen Gefangenen gefunden. Dagegen hält er es für ausgeschlossen, daß Armenische Mannschaften auf ihre türkischen Kameraden geschossen; man hätte die Armenier stets hinter der Front verwendet.

2. bestätigt das Treiben des Klubs in Erzerum; die Proscriptionsliste umfaßt 22 Namen von Armeniern. Tahsin bey der Vali hat nach Möglichkeit die Ausführung von Metzeleien verhindert. Die Anstifter dieser armenierfeindlichen Bewegung seien ein gewisser Schakir bey (führte u.A. eine Freiwilligenbande bei Artwin), sein Akolyth Halil und der Polizeidirektor von Erzerum.

Pasdirmadjian wurde umgebracht weil sein Bruder, früherer Deputierter, im Vil. Van in russischem Interesse gewühlt hatte; er wurde von zwei Soldaten erschossen, die Namen der Mörder wurden anonym den Behörden mitgeteilt, aber trotzdem er, Posseldt, sich für die Sache interessierte, wurden sie nicht ergriffen.



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