2. Gegen alle Versprechungen hat man am 16 d.M. die kath. und die Protestantischen Armenier von Baktschedjik transportiert. Durch einen Zufall sind fünf Nonnen und drei Priester in Nicomedia geblieben und ihr Volk durch Eisenbahn deportiert. Wir bitten Sie, diese Priester und Schwestern entweder nach Baktschedjik zurückzuschicken oder nach Konstantinopel kommen lassen. Ebenfalls das kath. und prot. Volk nach seinem Dorfe zurückschicken oder in Eskischehir aufhalten.
3. Den Eisenbahnbeamten Order geben, dass sie etwas menschlicher behandeln diese Unglücklichen.
4. Man gestatte uns den armen Almosen zu geben.
Pera, den 19. August 1915
I. Dringende Bitte.
2. Gegen den ganz kürzlich gemachten Versprechungen, dass die protestantischen und kath. Armenier verschont werden sollten, hat man am 16. d.M. die sämtliche Bevölkerung von Baktchedjik - ein gegenüber Nicomedia liegendes rein armenisches Dorf - deportiert. Nur durch Zufall sind die drei kath. Priester und fünf Klosternonnen im Bahnhof von Nikomedia geblieben, ihr Volk ist schon fort. Wir bitten inständig, dass diese Überbliebenen entweder nach Baktchedjik oder nach Constantinopel zurückkehren dürften, und das schon abgereiste Volk wenigstens unterwegs in Eskischehir bleiben dürfe, wenn es nicht möglich ist nach Baktchedjik zurückzukommen.
Eskischehir, Kütahia, Afion Karahissar und Konia sind Centralstätte, wo man ausserhalb der Stadt sie auf einem geschlossenen Felde massenhaft häuft, so z.B. bei Eskischehir bleiben 10 - 12000 Kinder, Frauen und alte Leute unter freiem Himmel und sind den unsäglichen Launen der Menschen und des Wetters ausgesetzt. Ein zuverlässiger Augenzeuge erzählt, dass er in Eskischehir im folgenden Tage einer Gewitternacht hunderte von Leichen auf dem Felde liegen sah, besonders Kinderleichen, denen die christlichen Eisenbahnbeamten nicht gestatteten sich unter der Decke des Bahnhofs zu schutzen.
Auch die Eisenbahnbeamte zeigen sich nicht überall menschlich. Die auf den Feldern gehäuften unbemittelten Leute schlägt man dreimal im Tage mit einer Peitsche damit sie weiter marschieren, weil sie nicht fahren können. Man weiss nicht was den Armeniern geschieht, die weiter als Konia deportiert sind. Gott vergelte es jedem, der das Elend dieser Unglücklichen lindert.
[Aufzeichnung Mordtmann 21. 8.]
Aziz Bey wird die Sache dem Minister vortragen, und bemerkte dabei, daß nach neuester Verfügung die katholischen Armenier von Angora und Adana von der Vergünstigung wieder ausgenommen seien.
Ich hatte speziell gebeten, wegen der bereits nach Eskischehir u. Konia abgeführten und dort in den Konzentrationslagern internierten kath. und prot. Armenier dem Mutessarriflik Eskischehir und Wilajet Konia tel. Weisungen wegen Sistierung des Weitertransports bezw. Rücksendung der Internierten zugehen zu lassen.