1916-06-24-DK-001
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Quelle: DK/RA-UM/Gruppeordnede sager 1909-1945. 139. D. 1, ”Tyrkiet - Indre Forhold”. Pakke 1, til 31 Dec. 1916
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 06/24/1916
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 127
Übersetzung: Michael Willadsen
Zustand: A
Letzte Änderung: 04/01/2012


Der Gesandte in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an den Außenminister (Erik Scavenius)

Bericht



Nr. 127

Konstantinopel, 24. Juni 1916

Vertraulich

Herr Außenminister,

Die in meinen vorangegangenen Berichten erwähnten Verhaftungen, Deportationen und Hinrichtungen von arabischen und maronitischen Notabeln in Syrien nehmen offenbar größere Ausmasse an, und die Regierung hat nun eine große Anzahl bekannte Personen aus dem Libanon, Hom [Hims], Damaskus, Beirut, Baalbek, Zahla [Zahleh], Hibrain [Houran?], Aleppo usw. vorgeladen, die beschuldigt werden, Geheimgesellschaften anzugehören, deren Ziel es ist, gewisse Teile des Reiches der türkischen Herrschaft zu entreißen, und sie müssen innerhalb von 10 Tagen vor Gericht erscheinen.

Unter den exilierten Personen und Familien aus dem Libanon ist der Mutessarif in Batrum, der Präsident des Kassationsgerichts, ein Bruder des maronitischen Patriarchen, der Präsident des Verwaltungsrats im Libanon und eine Anzahl Journalisten.

Aus Beirut sind ca. 50 Familien deportiert worden, unter ihnen der maronitische Erzbischof, Monseigneur Chibli, der Vertreter des griechischen Erzbischofs, Melkita, sowie 2 Mitglieder der bekannten maronitischen Familien Mattheo und Gamarha, des weiteren der Dragoman [Dolmetscher] beim französischen Konsulat, Felippo-el-Khazen [Sheikh Phillippe el Khazen] und sein Bruder Ferid-el-Khazen [Sheikh Farid el Khazen], der päpstlicher Kammerherr und ein bekannter Schriftsteller ist.

Als der hiesige apostolische Delegat, Monseigneur [Angelo Maria] Dolci, dieser Tage im Außenministerium gegen diese Maßnahmen protestierte, antwortete der Außenminister [Halil Bey] zuerst, die Informationen seien falsch, und erst als der Delegat belegte, dass es keinen Zweifel an ihrer Richtigkeit geben könne, wunderte sich der Minister darüber, wie sie durchgesickert seien und versprach, über die Angelegenheit mit seinen Kollegen zu sprechen.

Selbst dann wird die Verfolgung der Christen im Libanon kaum aufhören, und es ist im Moment nicht zu erwarten, dass irgendeine Intervention die Regierung dazu bringen wird, ihre Politik zu ändern.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich, Herr Minister, Ihr ergebenster


Wandel



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